Bevor der Frischdampf die Turbinen antreibt, wird über separate Wärmetauscher ein kleiner Energieanteil benötigt, um für die Kartonfabrik in Niedergösgen mit Prozessdampf zu beliefern.
Im Kernkraftwerk Gösgen (KKG) wird in zwei separaten Verdampferanlagen Prozessdampf für nahe gelegene Wärmeverbraucher erzeugt. Nutzer der Prozessdampfauskopplung sind die Kartonfabrik Model AG in Niedergösgen und die Papierfabrik Cartaseta Friedrich & Co. in Däniken.
Die zur Erzeugung des Prozessdampfs notwendigen Verdampferanlagen befinden sich im Maschinenhaus des KKG. Zur Beheizung der Verdampferanlagen wird bis 1 Prozent der Frischdampfmenge verbraucht, was zu einer leichten Verminderung der elektrischen Stromproduktion im KKG führt. Der Dampf strömt über eine 1,8 Kilometer lange Ferndampfleitung zur Kartonfabrik, wo die Wärme verschiedenen Verbrauchern zugeführt wird, bevor das Kondensat über Speisepumpen dem Verdampfer im KKG wieder zurückgeliefert wird. Die Dampfleitung zur Kartonfabrik erreicht eine maximale Kapazität von etwa 70 Tonnen Dampf pro Stunde. Der Druck liegt bei 12 bar. Die Temperatur beträgt über 200°C. Die übertragene Wärmemenge entspricht rund 45 Megawatt thermischer Leistung. Diese Prozessdampflieferung begann im Dezember 1979. Bereits im ersten Bezugsjahr konnte die Kartonfabrik dadurch 11 500 Tonnen Schweröl einsparen. 1996 wurde die Anlage um ein kleines Fernwärmenetz in den Gemeinden Niedergösgen und Schönenwerd erweitert. Im Jahr 2009 wurde auch für die auf Däniker Boden stehende Papierfabrik Cartaseta Friedrich & Co. ein separater Wasser-Dampf-Kreislauf erstellt. Die Anlage ist für eine maximale Leistung von etwa 10 Tonnen Dampf pro Stunde mit einem Druck von 15 bar ausgelegt.