Zahlen und Fakten
Folgende Faktoren bestimmen weitgehend die Gestehungskosten pro Kilowattstunde Strom aus einem Kernkraftwerk:
- die Auslastung
- die Bau- beziehungsweise Kapitalkosten. Sie sinken umso tiefer, je länger die Anlage betrieben werden kann.
- die Betriebskosten
- die Brennstoffkosten. Sie bestehen zu zwei Dritteln aus den Kosten für die Entsorgung. Dank grosser weltweiter Ressourcen und kleinem Jahresbedarf sind die Kosten für den Rohstoff Uran gering. Viel stärker ins Gewicht fallen die Anreicherung, die Fertigung der Brennelemente und vor allem ihre Entsorgung: Sie ist doppelt so teuer wie die Beschaffung.
Alle diese Faktoren lassen sich langfristig und zuverlässig berechnen.
Planungssicherheit dank stabilen Stromkosten
Anders als Erdgas und Erdöl bietet Atomstrom Unternehmen Stabilität für die Zukunft, da sie ihre Energiekosten zuverlässig und langfristig planen können. Denn er ist ausgesprochen preisstabil. Selbst wenn sich der Uranpreis verdoppeln würde, verteuert sich Atomstrom um maximal 0,5 Rappen pro Kilowattstunde, also um fünf bis zehn Prozent. Ganz anders bei Gaskraftwerken: Dort hängt der Strompreis stark vom Gaspreis ab, da der Rohstoff Gas bis zu 70 Prozent der entsprechend volatilen Produktionskosten ausmacht.
Transparente und verursachergerechte Vollkosten
Dass die Stromversorgung wirtschaftlich sein soll, ist in der Schweizer Verfassung verankert. Mit Produktionskosten von rund drei bis sechs Rappen pro Kilowattstunde ist Kernenergie konkurrenzfähig.
Strom aus Kernenergie wird konsequent nach dem Verursacherprinzip verrechnet. Der Strompreis enthält sämtliche Kosten, einschliesslich der Versicherungen, der Entsorgung der radioaktiven Abfälle und des späteren Rückbaus der Anlagen. Die für Stilllegung und Entsorgung nötigen Mittel werden von den Betreibern laufend bezahlt (heute anfallende Kosten) resp. in vom Bundesrat überwachten Fonds sichergestellt (Kosten nach Ausserbetriebnahme). Die Schweizer Kernkraftwerke hinterlassen der künftigen Generationen keine ungedeckten Rechnungen.
Auch moderne Kernkraftwerke sind wirtschaftlich
Trotz vergleichsweiser hoher Baukosten und permanenter Investitionen in die Sicherheit sind Kernkraftwerke vergleichsweise wirtschaftlich. Die anfänglich hohe Investition – 1979 waren es 2 Milliarden Franken für Gösgen und fünf Jahre später 4,8 Milliarden Franken für Leibstadt – hat über Jahrzehnte zuverlässig Ertrag abgeworfen. Die Gestehungskosten der betriebsälteren Schweizer Anlagen sind über die fast 50 Jahre von anfänglich zirka sechs auf durchschnittlich vier Rappen gesunken.
Mit attraktiv tiefen Gestehungskosten ist die Schweizer Kernenergie wirtschaftlich. Doch sie muss immer wieder neben subventionierten Wind- und Solarstrom aus Deutschland bestehen, der den Markt phasenweise flutet. Wenn dieser stark vergünstigte Strom kaum Abnehmer findet – die Produktion von Sonnen- und Windstrom kann nicht bedarfsgerecht gesteuert werden – so sinken die Strompreise in den Keller. Dies beeinträchtigt nicht nur die Wirtschaftlichkeit der Schweizer Kernenergie, sondern auch der Schweizer Wasserkraft.
Für moderne Kernkraftwerke, wie sie sich heute im Bau befinden, rechnen Fachleute mit Produktionskosten von knapp sechs bis etwas über sieben Rappen pro Kilowattstunde. Vorausgesetzt, die gesellschaftlichen und gesetzlich-regulatorischen Rahmenbedingungen sind stabil und klar.
Gezielte Investitionen in die bestehenden Anlagen
Seit ihrer Inbetriebnahme wurden die Schweizer Kernkraftwerke sorgfältig gewartet und laufend modernisiert. In den vergangenen 20 Jahren haben sie ihre jährliche Stromproduktion um rund fünf Milliarden Kilowattstunden gesteigert – das entspricht etwa einem Zehntel des Schweizer Stromverbrauchs.
Alle Kernkraftwerke müssen dem Stand der Technik entsprechen und werden laufend sicherheitstechnisch modernisiert. Die ältesten Schweizer Kernkraftwerke erfüllen heute nicht nur die internationalen Vorschriften, sondern genügen modernsten Anforderungen – wie die beiden jüngeren Kernkraftwerke Gösgen und Leibstadt.
Ein gutes Beispiel ist die Anlage in Beznau: Seit der Inbetriebnahme der beiden Blöcke in den Jahren 1969 und 1972 hat die Axpo Power AG (ehemals Nordostschweizerische Kraftwerke) bis heute insgesamt rund 2,5 Milliarden Franken in die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Werks investiert – der Bau kostete ursprünglich 700 Mio. CHF.
Die Sicherheit bestimmt die Laufzeiten
Die Schweizer Kernkraftwerke dürfen laufen, so lange sie gemäss ENSI sicher sind. Die Investitionen in die Anlagen sind dabei zentral. Bei den dienstälteren Anlagen Beznau-1 und -2 sind so vorgenommen worden, dass die Reaktoren rund 60 Jahre sicher betrieben werden können, das heisst bis weit in die Zeit nach 2020. Die beiden jüngeren Anlagen in Gösgen und Leibstadt sind gegenwärtig auf mindestens 60 Jahre Betrieb ausgerichtet. Wie lange gut gewartete Kernkraftwerke betrieben werden können, ist noch nicht klar. In den USA haben rund zwei Drittel der 104 Kernkraftwerke eine Verlängerung der Betriebsbewilligung von 40 auf 60 Jahre erhalten. Nun wird bereits geprüft, unter welchen Voraussetzungen eine weitere Verlängerung auf 80 Jahre möglich ist.
Wann die Schweizer Kernkraftwerke definitiv ausser Betrieb genommen werden, kann auch ein unternehmerischer Entscheid der Betreiberfirmen sein, wie es beim Kernkraftwerk Mühleberg der Fall war.
Eine politisch motivierte frühzeitige Ausserbetriebnahme eines Kernkraftwerkes, wie sie in Deutschland zu beobachten war, bringt die Besitzer der Anlage um ihre Investitionen in eine sichere Stromversorgung. Zuverlässige Anlagen würden unnötig vom Netz genommen und viel Kapital vernichtet. Mitsamt eines Teils der Versorgungssicherheit gingen auch viele Arbeitsplätze verloren. Da die Kernkraftwerke zu 82 Prozent der öffentlichen Hand gehören, käme dies einer Vernichtung von Volksvermögen gleich. Zudem spielen Kernkraftwerke im Rahmen der Energiestrategie 2050 eine bedeutende Rolle: Sie tragen während des geplanten Ausbaus der neuen erneuerbaren Energien wesentlich zur Versorgungssicherheit durch klimafreundliche Grundlast bei. Der Bundesrat lehnt deswegen eine Befristung der Laufzeit der Schweizer Kernkraftwerke ab.