Im Kernkraftwerk Gösgen (KKG) wird mit radioaktiven Stoffen gearbeitet. Aus diesem Grund werden diverse Sicherheitsmassnahmen zum Schutz von Mensch und Umwelt, sowie der Anlage ergriffen.
Oberstes Sicherheitsziel im KKG ist der Schutz vor ionisierender Strahlung aus radioaktiven Quellen innerhalb der Anlagen. Ziel der Reaktorsicherheitstechnik ist der sichere Einschluss radioaktiver Spaltprodukte, die bei der Kernspaltung entstehen. Die Sicherheitsvorkehrungen sollen gewährleisten, dass sowohl im Normalbetrieb als auch bei Störfällen keine Aktivität unkontrolliert aus der Anlage entweichen und dadurch Mensch und Umwelt gefährden kann. Darüber hinaus gewährleisten sie bei sehr seltenen, die Auslegung überschreitenden Ereignissen die Begrenzung der Gefährdung von Mensch und Umwelt auf ein akzeptables Mass.
Priorität kommt der Störfallvermeidung zu. Durch administrative und konstruktive Massnahmen sollen Fehlfunktionen frühzeitig erkannt, beseitigt oder in ihrer Wirkung so begrenzt werden, dass eine Entwicklung zu einem Störfall, der sich auf die Umwelt auswirkt, ausgeschlossen werden kann. Praktikable Schadensvorsorge schliesst die Tolerierung von Fehlern und Störungen bei Mensch und Material bewusst ein. Das Ergebnis systematischer Vorsorge ist eine fehlertolerante technische Auslegung der Anlage, die auch im Störfall über ausreichend grosse Sicherheitsreserven verfügt.
Im Druckwasserreaktor wird sogenanntes leichtes Wasser, d. h. normales gereinigtes und voll entsalztes Wasser, als Moderator und Kühlmittel zugleich verwendet. Der Name Druckwasserreaktor leitet sich aus dem hohen Druck ab, unter dem das Kühlmittel steht, das den Reaktor kühlt, ohne dabei zu verdampfen. Das Kühlmittelwasser moderiert die durch Kernspaltung entstandenen Neutronen; es bremst die mit hoher Geschwindigkeit aus dem Brennstoff entlassenen Neutronen auf thermische Geschwindigkeit ab, bei der sie eine neue Kernspaltung des spaltbaren Uran-235 auslösen können. Die sogenannte inhärente Sicherheit beruht auf den Eigenschaften des Moderators (Kühlmittels) und des Brennstoffs. Sie führt dazu, dass bei steigender Temperatur im Reaktorkern die Wärmeproduktion durch Kernspaltung physikalisch reduziert wird. Bei steigender Kühlmitteltemperatur und bei Dampfblasenbildung nimmt die Wasserdichte ab, wodurch weniger Neutronen abgebremst werden. Zudem werden bei steigender Brennstofftemperatur mehr Neutronen vom Brennstoffträgermaterial Uran-238 absorbiert. Dadurch stehen weniger Neutronen zur Auslösung neuer Kernspaltungen zur Verfügung. Beide physikalischen Effekte führen damit zu einer selbstständigen Leistungsbegrenzung des Reaktors.
Bei einem unterstellten Kühlmittelverluststörfall infolge eines grossen Lecks käme die Kettenreaktion sowohl aufgrund der grösseren Neutronenabsorption wegen der Brennstofftemperaturerhöhung wie auch wegen fehlender Moderatorwirkung durch Dampfbildung im Reaktorkern schlagartig zum Erliegen.